- Warum ich so klug bin, 1. – Man muß die ganze Oberfläche des Bewußtseins – Bewußtsein ist eine Oberfläche – rein erhalten von irgendeinem der großen Imperative. Es ist nicht vollständig überliefert und in seiner heute anerkannten Form erst seit den 1970ern bekannt. Müßte ich nicht darüber zum Igel werden? Daß sie heiter und tief ist, wie ein Nachmittag im Oktober. Es schließt sich ein kurzer persönlicher Abschnitt („An diesem vollkommenen Tage […]“) an. Lesen erholt mich eben von meinem Ernste. In meinem Fall gehört alles Lesen zu meinen Erholungen: folglich zu dem, was mich von mir losmacht, was mich in fremden Wissenschaften und Seelen spazierengehen läßt – was ich nicht mehr ernst nehme. So wie ich bin, in meinen tiefsten Instinkten allem, was deutsch ist, fremd, so daß schon die Nähe eines Deutschen meine Verdauung verzögert, war die erste Berührung mit Wagner auch das erste Aufatmen in meinem Leben: ich empfand, ich verehrte ihn als Ausland, als Gegensatz, als leibhaften Protest gegen alle »deutschen Tugenden«. Die Unzeitgemässen. Moralisch ausgedrückt: Nächstenliebe, Leben für andere und anderes kann die Schutzmaßregel zur Erhaltung der härtesten Selbstigkeit sein. Charles Baudelaire, derselbe, der zuerst Delacroix verstand, jener typische décadent, in dem sich ein ganzes Geschlecht von Artisten wiedererkannt hat – er war vielleicht auch der letzte... Was ich Wagner nie vergeben habe? – Eine ausgezeichnete Studie von Victor Brochard, les Sceptiques Grecs, in der auch meine Laertiana gut benutzt sind. Warum ich so klug bin, 7.; zugleich in "Nietzsche contra Wagner", Intermezzo Ecce homo. Nietzsches writings and letters speak best for themselves. Der Fall Wagner. Hymnus an das Leben • Nur die vollkommne Nichtswürdigkeit unsrer deutschen Bildung[1082] – ihr »Idealismus«- erklärt mir einigermaßen, weshalb ich gerade hier rückständig bis zur Heiligkeit war. Man wird einmal sagen, daß Heine und ich bei weitem die ersten Artisten der deutschen Sprache gewesen sind – in einer unausrechenbaren Entfernung von allem, was bloße Deutsche mit ihr gemacht haben. ), wohin Wagner gehört, in wem er seine Nächstverwandten hat: es ist die französische Spät-Romantik, jene hochfliegende und doch emporreißende Art von Künstlern wie Delacroix, wie Berlioz, mit einem fond von Krankheit, von Unheilbarkeit im Wesen, lauter Fanatiker des Ausdrucks, Virtuosen durch und durch... Wer war der erste intelligente Anhänger Wagners überhaupt? Noch in diesem Augenblick sehe ich auf meine Zukunft – eine weite Zukunft! Morgenröthe. Sich trennen, sich abscheiden von dem, wo immer und immer wieder das Nein nötig werden würde. Als Knabe glaubte ich, Weintrinken sei wie Tabakrauchen anfangs nur eine Vanitas junger Männer, später eine schlechte Gewöhnung. Antwort: diese kleinen Dinge – Ernährung, Ort, Klima, Erholung, die ganze Kasuistik der Selbstsucht – sind über alle Begriffe hinaus wichtiger als alles, was man bisher wichtig nahm. Produktinformationen zu „Warum ich so klug bin (ePub) “ Friedrich Nietzsche gilt heute als einer der wichtigsten Zeugen der Suche des modernen Menschen nach einem neuen Selbstverständnis. Das Abwehren, das Nicht-heran-kommen-lassen ist eine Ausgabe – man täusche sich hierüber nicht –, eine zu negativen Zwecken verschwendete Kraft. Sich selbst sieht Nietzsche als im tiefsten Grunde gesund: Dies habe ihm ermöglicht, aus seinen vielfältigen Krankheiten Erkenntnisse und Nutzen zu ziehen. Er personifiziert diesen Gegensatz in seinen Eltern, wobei er besonders seinem Vater vieles zu verdanken glaubt. Es steht niemandem frei, überall zu leben; und wer große Aufgaben zu lösen hat, die seine ganze Kraft herausfordern, hat hier sogar eine sehr enge Wahl. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit. – Das Leben ist mir leicht geworden, am leichtesten, wenn es das Schwerste von mir verlangte. Über das Pathos der Wahrheit • 1888 hatte er die Götzen-Dämmerung und den Antichrist abgeschlossen; er war, zumindest nach eigenen Aussagen, in einer regelrecht euphorischen, arbeitsamen Stimmung. Warum ich ein Schicksal bin. Götzen-Dämmerung. Gott... Den höchsten Begriff vom Lyriker hat mir Heinrich Heine gegeben. – Ich kenne keine andre Art, mit großen Aufgaben zu verkehren als das Spiel: dies ist, als Anzeichen der Größe, eine wesentliche Voraussetzung. Quelle: Ecce homo. Wer über sie aufklärt, ist eine force majeure, ein Schicksal, – er bricht die Geschichte der Menschheit in zwei Stücke. Nietzsches rückblickende Selbstbeschreibungen sind von der Forschung teilweise als erstaunlich genau, teilweise wiederum als deutlich stilisiert oder schlicht irrig nachgewiesen worden. In tief arbeitsamen Zeiten sieht man keine Bücher bei mir: ich würde mich hüten, jemanden in meiner Nähe reden oder gar denken zu lassen. Es ist mir vollkommen gleichgültig, ob er heute in andren Farben spielt, ob er sich in Scharlach kleidet und Husaren-Uniformen anzieht... Wohlan! Friedrich Nietzsche gibt die Antwort: "Warum ich einiges mehr weiß? Man kann, bloß in der beständigen Not[1093] der Abwehr, schwach genug werden, um sich nicht mehr wehren zu können. Er antwortet auf einen Reiz (– einen gelesenen Gedanken), wenn er denkt – er reagiert zuletzt bloß noch. 29. Warum ich so weise bin, Warum ich so klug bin, Warum ich so gute Bücher schreibe: Schon früh hat Nietzsche begonnen, sein eigenes Leben und Denken zu reflektieren und … In meiner Basler Zeit war meine ganze geistige Diät, die Tages-Einteilung eingerechnet, ein vollkommen sinnloser Mißbrauch außerordentlicher Kräfte, ohne eine irgendwie den Verbrauch deckende Zufuhr von Kräften, ohne ein Nachdenken selbst über Verbrauch und Ersatz. Was war es doch? Die Welt ist arm für den, der niemals krank genug für diese »Wollust der Hölle« gewesen ist: es ist erlaubt, es ist fast geboten, hier eine Mystiker-Formel anzuwenden. Apollinisch-dionysisch • Nietzsche contra Wagner • Eine lange lateinische Abhandlung in einer Nachtwache niederzuschreiben und auch noch abzuschreiben, mit dem Ehrgeiz in der Feder, es meinem Vorbilde Sallust in Strenge und Gedrängtheit nachzutun und einigen Grog von schwerstem Kaliber über mein Latein zu gießen, dies stand schon, als ich Schüler der ehrwürdigen Schulpforta war, durchaus nicht im Widerspruch zu meiner Physiologie, noch vielleicht auch zu der des Sallust – wie sehr auch immer zur ehrwürdigen Schulpforta... Später, gegen die Mitte des Lebens hin, entschied ich mich freilich immer strenger gegen jedwedes »geistige« Getränk: ich, ein Gegner des Vegetariertums aus Erfahrung, ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat, weiß nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis allen geistigeren Naturen anzuraten. Ressentiment • Also sprach Zarathustra. Im Dezember arbeitete Nietzsche außerdem an Nietzsche contra Wagner und den Dionysos-Dithyramben und wechselte beinahe täglich seine Meinung, welche Abschnitte in welches Buch aufgenommen werden und welche überhaupt gedruckt werden sollten. Warum ich so gute Bücher schreibe 1 Das eine bin ich, das andre sind meine Schriften. Und damit berühre ich das Meisterstück in der Kunst der Selbsterhaltung – der Selbstsucht... Angenommen nämlich, daß die Aufgabe, die Bestimmung,[1094] das Schicksal der Aufgabe über ein durchschnittliches Maß bedeutend hinausliegt, so würde keine Gefahr größer sein, als sich selbst mit dieser Aufgabe zu Gesicht zu bekommen. Download bestellen Erschienen am 15.08.2018 sofort als Download lieferbar. Er sei kein Popanz, „eher noch ein Satyr […] als ein Heiliger“[3], kein Weiser, kein Welt-Erlöser oder -Verbesserer, kein Fanatiker oder Idealist; zum Beleg zitiert er, wie noch häufig in dem Buch, einige Stellen aus Also sprach Zarathustra. Schon wenn Sie die Zeitung lesen. Ich rechne diese angeblich »Ersten« nicht einmal zu den Menschen überhaupt – sie sind für mich Ausschuß der Menschheit, Ausgeburten von Krankheit und rachsüchtigen Instinkten: sie sind lauter unheilvolle, im Grunde unheilbare Unmenschen, die am Leben Rache nehmen... Ich will dazu der Gegensatz sein: mein Vorrecht ist, die höchste Feinheit für alle Zeichen gesunder Instinkte zu haben. In einem sehr agaçanten Klima ist Tee als Anfang unrätlich: man soll eine Stunde vorher eine Tasse dicken entölten Kakaos den Anfang machen lassen. Sein Imperativ befiehlt nicht nur Nein zu sagen, wo das Ja eine »Selbstlosigkeit« sein würde, sondern auch so wenig als möglich Nein zu sagen. Rede zum 100. Warum ich so klug bin Friedrich Nietzsche 0.0 / 10 ( 0 voturi) Nota ta: Wasser tut's... Ich ziehe Orte vor, wo man überall Gelegenheit hat, aus fließenden Brunnen zu schöpfen (Nizza, Turin, Sils); ein kleines Glas läuft mir nach wie ein Hund. Wenig, aber energisch: Tee sehr nachteilig und den ganzen Tag ankränkelnd, wenn er nur um einen Grad zu schwach ist. Ich habe kein Wort, bloß einen Blick für die, welche in Gegenwart des Manfred das Wort Faust auszusprechen wagen. umgangssprachlich ich bin aus ihm nicht klug geworden (= habe ihn nicht durchschaut) umgangssprachlich jetzt bin ich so klug wie zuvor (= habe nichts begriffen, weiß genausowenig wie vorher) umgangssprachlich er ist nicht recht klug im Kopf (= er ist ein bißchen verrückt ; Wurde mir heute nach nem Deutsch-Vortrag gesagt. Jeder hat hier sein Maß, oft zwischen den engsten und delikatesten Grenzen. Wie man wird, was man ist ist eine autobiographische Schrift des Philosophen Friedrich Nietzsche. Der Titel spielt auf zwei klassische Redewendungen an: „ecce homo“ (sehet, welch ein Mensch!) Daß sie eigen, ausgelassen, zärtlich, ein kleines süßes Weib von Niedertracht und Anmut ist... Ich werde nie zulassen, daß ein Deutscher wissen könne, was Musik ist. Diese Seite wurde zuletzt am 5. Dionysos-Dithyramben • Auch hier sind je nach dem Grade, in dem[1086] ein Geist sui generis ist, die Grenzen des ihm Erlaubten, das heißt Nützlichen, eng und enger. – Ich kenne den Atheismus durchaus nicht als Ergebnis, noch weniger als Ereignis: er versteht sich bei mir aus Instinkt. Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Menschliches, Allzumenschliches • Wille zur Macht, Nietzsche-Haus Naumburg • – wie auf ein glattes Meer hinaus: kein Verlangen kräuselt sich auf ihm. Warum ich so klug bin. Nach Nietzsches Zusammenbruch wurde die Drucklegung des Werks abgebrochen; Heinrich Köselitz besorgte sich das Material aus der Druckerei und fertigte im Februar / März 1889 eine Abschrift an. So war ich zwei Jahr früher eines Tags Philolog: in dem Sinne, daß meine erste philologische Arbeit, mein Anfang in jedem Sinne, von meinem Lehrer Ritschl für sein »Rheinisches Museum« zum Druck verlangt wurde (Ritschl – ich sage es mit Verehrung – der einzige geniale Gelehrte, den ich bis heute zu Gesicht bekommen habe. Ewige Wiederkunft • – Und wie er das Deutsche handhabt! Und zum Teufel, meine Herrn Kritiker! Friedrich Nietzsche 0 Sterne. Menschliches, Allzumenschliches. - Warum ich so klug bin, 6. Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen • Es ist mir gänzlich entgangen, inwiefern ich »sündhaft« sein sollte. - Warum ich so klug bin, 7 (zugleich in Nietzsche contra Wagner, Intermezzo) "Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit." In den folgenden zwei Monaten nahm Nietzsche aber umfangreiche Ergänzungen und Änderungen vor; er arbeitete bis zu seinem Zusammenbruch Anfang Januar 1889 an der Schrift. Der Fall Wagner • Man verliert beim schlimmen Ausgang gar zu leicht den richtigen Blick für das, was man tat: ein Gewissensbiß scheint mir eine Art »böser Blick«. Nietzsches fünftes „Evangelium". Warum ich ein Schicksal bin. Jetzt, wo ich die Wirkungen klimatischen und meteorologischen Ursprungs aus langer Übung an mir als an einem sehr feinen und zuverlässigen[1085] Instrumente ablese und bei einer kurzen Reise schon, etwa von Turin nach Mailand, den Wechsel in den Graden der Luftfeuchtigkeit physiologisch bei mir nachrechne, denke ich mit Schrecken an die unheimliche Tatsache, daß mein Leben bis auf die letzten zehn Jahre, die lebensgefährlichen Jahre, immer sich nur in falschen und mir geradezu verbotenen Orten abgespielt hat. Jenseits von Gut und Böse. Soweit Deutschland reicht, verdirbt es die Kultur. Aber die deutsche Küche überhaupt – was hat sie nicht alles auf dem Gewissen! Peter Sloterdijk, Über die Verbesserung der guten Nachricht. Friedrich Nietzsche, Digitale Kritische Gesamtausgabe Werke und Briefe auf der Grundlage der Kritischen Gesamtausgabe Werke, herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Berlin/New York, Walter de Gruyter, 1967ff. Daß der Magen als Ganzes in Tätigkeit tritt, erste Voraussetzung einer guten Verdauung. Wohlan, ich hatte Wagner nötig. "Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig." Sondern die Unwissenheit in physiologicis – der verfluchte »Idealismus« – ist das eigentliche Verhängnis in meinem Leben, das Überflüssige und Dumme darin, etwas, aus dem nichts Gutes gewachsen, für das es keine Ausgleichung, keine Gegenrechnung gibt. Friedrich Nietzsche gibt die Antwort: "Warum ich einiges mehr weiß? So war ich zum Beispiel eines Tages Universitätsprofessor – ich hatte nie im entferntesten an dergleichen gedacht, denn ich war kaum 24 Jahre alt. An dieser Stelle ist nicht mehr zu umgehn, die eigentliche Antwort auf die Frage, wie man wird, was man ist, zu geben. Dennoch sind Nietzsches Selbstdeutungen in Ecce homo oft als Ausgangspunkt für weitere biographische und philosophische Deutungen seines Werks genommen worden. Dies Werk ist durchaus das non plus ultra Wagners; er erholte sich von ihm mit den Meistersingern und dem Ring. Diese „Redaktionsversion“ Köselitz’ stimmt mit dem überlieferten Manuskript überein, aber Köselitz schrieb Franz Overbeck freimütig, dass er in seiner Abschrift „Stellen, welche selbst mir den Eindruck zu großer Selbstberauschung oder gar zu weit gehender Verachtung und Ungerechtigkeit machen“[5] ausgelassen habe. – Hier werde, bevor ich von ihnen selber rede, die Frage nach dem Verstanden- oder Nicht verstanden-werden dieser Schriften berührt. - Warum ich so klug bin, 7.; zugleich in "Nietzsche contra Wagner", Intermezzo "»Emanzipation des Weibes« – das ist der Instinkthaß des mißratenen, das heißt gebäruntüchtigen Weibes gegen das wohlgeratene." Aber das holt man nicht nach. – Ich kenne keine herzzerreißendere Lektüre als Shakespeare: was muß ein Mensch gelitten haben, um dergestalt es nötig zu haben, Hanswurst zu sein! Köselitz an Overbeck, 27. Warum ich so klug bin Friedrich Nietzsche gilt heute als einer der wichtigsten Zeugen derSuche des modernen Menschen nach einem neuen Selbstverständnis.Trotz seiner kraftvollen Sprache, seines polemischscharfen,aphoristischen Stils und seiner glänzenden k Der klimatische Einfluß auf den Stoffwechsel, seine Hemmung, seine Beschleunigung, geht so weit, daß ein Fehlgriff in Ort und Klima jemanden nicht nur seiner Aufgabe entfremden, sondern ihm dieselbe überhaupt vorenthalten kann: er bekommt sie nie zu Gesicht. – Nach dieser Seite hin betrachtet ist mein Leben einfach wundervoll. Man hat in Deutschland gar keinen Begriff von der ungeheuren Ambition, die in der Seele eines Pariser Künstlers lebt. Warum ich so gute Bücher schreibe. Am ausführlichsten ist die Besprechung des Zarathustra, den er in mehrerlei Hinsicht als den Höhepunkt seines Schaffens darstellt. Gott ist tot • eBook Fr. Das gangbare Wort für diesen Selbstverteidigungs-Instinkt ist Geschmack. Ich habe nie über Fragen nachgedacht, die keine sind – ich habe mich nicht verschwendet. Umwertung aller Werte • Werde ich es erlauben, daß ein fremder Gedanke heimlich über die Mauer steigt? hat laut Bibel Pontius Pilatus über Jesus Christus gesagt. Mehr noch, es wirkt erheiternd – man denke sich einmal einen »klassisch gebildeten« Leipziger! Welträtsel • – Alkoholika sind mir nachteilig; ein Glas Wein oder Bier des Tags reicht vollkommen aus, mir aus dem Leben ein »Jammertal« zu machen – in München leben meine Antipoden. Geburtstag, dem 15. Und, daß ich es bekenne: ich bin dessen instinktiv sicher und gewiß, daß Lord Bacon der Urheber, der Selbsttierquäler dieser unheimlichsten Art Literatur ist: was geht mich das erbarmungswürdige Geschwätz amerikanischer Wirr- und Flachköpfe an? Ecce homo • Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig. – So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung – in dem nicht auch die[1084] Muskeln ein Fest feiern. – Keine Zwischenmahlzeiten, keinen Kaffee: Kaffee verdüstert. 50. – Aber Stacheln zu haben ist eine Vergeudung, ein doppelter Luxus sogar, wenn es freisteht, keine Stacheln zu haben, sondern offne Hände... Eine andre Klugheit und Selbstverteidigung besteht darin, daß man so selten als möglich reagiert und daß man sich Lagen und Beziehungen entzieht, wo man verurteilt wäre, seine »Freiheit«, seine Initiative gleichsam auszuhängen und ein bloßes Reagens zu werden. Alles, was bisher „Wahrheit“ hiess, ist als die schädlichste, tückischste, unterirdischste Form der Lüge erkannt; der heilige Vorwand, die Menschheit zu „verbessern“ als die List, das Leben selbst auszusaugen, blutarm zu machen.“. Abschnitt: KSA 6, S. 373, Im Kommentarband der KSA und im Kommentar der Faksimileausgabe, siehe. Nietzsche-Haus Sils Maria. Dies ist ohne allen Zweifel der intimere Verkehr mit Richard Wagner gewesen. Nach einem ausführlichen Vorwort hat das Werk vier Kapitel, die jeweils mit den Worten „Warum ich so … bin“ überschrieben sind. Lauter Gefahren, daß der Instinkt zu früh »sich versteht« – –. In Ecce homo wollte Nietzsche eben die Bedingungen seiner Freiheit erschließen („Warum ich so weise bin“, „Warum ich so klug bin …“), um herauszufinden, warum gerade er zu jener Umwertung aller Werte fähig sein sollte. Nietzsche protestiert dann im Kapitel Warum ich so klug bin gegen die bisherigen Religionen und Philosophien, die sich mit vermeintlich großen, tatsächlich aber unwichtigen Fragen beschäftigt und wirklichkeitsfremde Ideale aufgestellt haben. Wälzt er nicht, so denkt er nicht. Hier gerade muss man anfangen, umzulernen. Paris, die Provence, Florenz, Jerusalem, Athen – diese Namen beweisen etwas: das Genie ist bedingt durch trockne Luft, durch reinen Himmel – das heißt durch rapiden Stoffwechsel, durch die Möglichkeit, große, selbst ungeheure Mengen Kraft sich immer wieder zuzuführen. Perspektivismus • Siehe Nietzsche-Ausgabe für allgemeine Informationen. Das, was die Menschheit bisher ernsthaft erwogen hat, sind nicht einmal Realitäten, blosse Einbildungen, strenger geredet, Lügen aus den schlechten Instinkten kranker, im tiefsten Sinne schädlicher Naturen heraus – alle die Begriffe „Gott“, „Seele“, „Tugend“, „Sünde“, „Jenseits“, „Wahrheit“, „ewiges Leben.“ … Aber man hat die Grösse der menschlichen Natur, ihre „Göttlichkeit“ in ihnen gesucht … Alle Fragen der Politik, der Gesellschafts-Ordnung, der Erziehung sind dadurch bis in Grund und Boden gefälscht, dass man die schädlichsten Menschen für grosse Menschen nahm, – dass man die „kleinen“ Dinge, will sagen die Grundangelegenheiten des Lebens selber verachten lehrte …“. Die Suppe vor der Mahlzeit (noch in venetianischen Kochbüchern des 16. Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Morgenröte. Darin kommt eine große Klugheit, sogar die oberste Klugheit zum Ausdruck: wo nosce te ipsum das Rezept zum Untergang wäre, wird Sich-Vergessen, Sich-Mißverstehn!, Sich-Verkleinern, – Verengern, – Vermittelmäßigen zur Vernunft selber. Tee nur morgens zuträglich. August 2000, Frankfurt am Main 2001, bestätigt Nietzsches – In der Tat, ich habe bis zu meinen reifsten Jahren immer nur schlecht gegessen – moralisch ausgedrückt »unpersönlich«, »selbstlos«, »altruistisch«, zum Heil der Köche und andrer Mitchristen. In vino veritas: es scheint, daß ich auch hier wieder über den Begriff »Wahrheit« mit aller Welt uneins bin – bei mir schwebt der Geist über dem Wasser... Ein paar Fingerzeige noch aus meiner Moral. –, Alles erwogen, hätte ich meine Jugend nicht ausgehalten ohne Wagnersche Musik. Ich muß ein Halbjahr zurückrechnen, daß ich mich mit einem Buch in der Hand ertappe. Also sprach Zarathustra. Vorsicht selbst vor jedem großen Worte, jeder großen Attitüde! Das Kapitel Warum ich so gute Bücher schreibe leitet Nietzsche mit der Feststellung ein, dass seine Schriften bisher von niemandem verstanden worden seien, sofern sie überhaupt jemand wahrgenommen hätte. Eine gewisse Neigung zu autobiographischen Betrachtungen hatte Nietzsche stets; bereits mit 14 Jahren hatte er einen ersten solchen Text Aus meinem Leben verfasst. Warum ich ein Schicksal bin. I will give you the German texts with sources, and make English translations. Diese Stellen – wie wohl auch einige von Nietzsche selbst wieder verworfene Entwürfe und Varianten, etwa der erwähnte Abschnitt „Kriegserklärung“ – sind offenbar in späteren Jahren im Nietzsche-Archiv vernichtet worden. Dabei stehen die Themen seines Spätwerks, besonders die Kritik am Christentum und die angekündigte „Umwertung aller Werte“, im Vordergrund. Warum ich so klug bin, 10. "Ich selbst bin immer noch Pole genug, um gegen Chopin den Rest der Musik hinzugeben." Ich möchte mit diesen Worten meinen näheren Landsmann, den klugen Leopold von Ranke, durchaus nicht unterschätzt haben...). Das, worin wir verwandt sind, daß wir tiefer gelitten haben, auch aneinander, als Menschen dieses Jahrhunderts zu leiden vermöchten, wird unsre Namen ewig wieder zusammenbringen; und so gewiß Wagner unter Deutschen bloß ein Mißverständnis ist, so gewiß bin ich's und werde es immer sein. Ich habe eigens, aus Ingrimm gegen diesen süßlichen Sachsen, eine Gegenouvertüre zum Manfred komponiert, von der Hans von Bülow sagte, dergleichen habe er nie auf Notenpapier gesehn: das sei Notzucht an der Euterpe. Es fehlte jede feinere Selbstigkeit, jede Obhut eines gebieterischen Instinkts, es war ein Sich-gleich-Setzen mit irgendwem, eine »Selbstlosigkeit«, ein Vergessen seiner Distanz – etwas, das ich mir nie verzeihe. Die beste Küche ist die Piemonts. Oder ich fände die deutsche Großstadt, dies gebaute Laster, wo nichts wächst, wo jedwedes Ding, Gutes und Schlimmes, eingeschleppt ist. Januar 2021 um 13:00 Uhr bearbeitet. Das Pathos der Attitüde gehört nicht zur Größe; wer Attitüden überhaupt nötig hat, ist falsch... Vorsicht vor allen pittoresken Menschen! Nicht umsonst heißen die ersten drei Kapitel in seinem Spätwerk "Ecce Homo": "Warum ich so weise bin", "Warum ich so klug bin" und "Warum ich so gute Bücher schreibe". – Ich habe heute noch die gleiche Leutseligkeit gegen jedermann, ich bin selbst voller Auszeichnung für die Niedrigsten: in dem allen ist nicht ein Gran von Hochmut, von geheimer Verachtung. Ich habe einen Fall vor Augen, wo ein bedeutend und frei angelegter Geist bloß durch Mangel an Instinkt-Feinheit im Klimatischen eng, verkrochen, Spezialist und Sauertopf wurde. In alledem – in der Wahl der Nahrung, von Ort und Klima, von Erholung – gebietet ein Instinkt der Selbsterhaltung, der sich als Instinkt der Selbstverteidigung am unzweideutigsten ausspricht. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben • Götzen-Dämmerung. Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt • Der Freigeist • Zur Genealogie der Moral • Februar 1889, zitiert nach KSA 14, S. 459. Er besaß jene angenehme Verdorbenheit, die uns Thüringer auszeichnet und mit der sogar ein Deutscher sympathisch wird – wir ziehn selbst, um zur Wahrheit zu gelangen, noch die Schleichwege vor. Der Gelehrte, der im Grunde nur noch Bücher »wälzt« – der Philologe mit mäßigem Ansatz des Tags ungefähr 200 – verliert zuletzt ganz und gar das Vermögen, von sich aus zu denken. Aus den Folgen dieses »Idealismus« erkläre ich mir alle Fehlgriffe, alle großen Instinkt-Abirrungen und »Bescheidenheiten« abseits der Aufgabe meines Lebens, zum Beispiel, daß ich Philologe wurde – warum zum mindesten nicht Arzt oder sonst irgend etwas Augen-Aufschließendes? – –. Der Wille zur Macht • Alle Fremdheiten Leonardo da Vincis entzaubern sich beim ersten Tone des Tristan. – Eigentliche religiöse Schwierigkeiten zum Beispiel kenne ich nicht aus Erfahrung. Er hat mir den besten Atheisten-Witz weggenommen, den gerade ich hätte machen können: »Die einzige Entschuldigung Gottes ist, daß er nicht existiert«... Ich selbst habe irgendwo gesagt: was war der größte Einwand gegen das Dasein bisher? 95. Nietzsche schreibt im Vorwort, er wolle der Welt erklären, wer er sei, um nicht verwechselt zu werden. Warum also sind Sie so helle im Kopf? – Frühmorgens beim Anbruch des Tags, in aller Frische, in der Morgenröte seiner Kraft, ein Buch lesen – das nenne ich lasterhaft! Warum ich so klug bin. 4 Sterne (19) Fr. Das, was die[1096] Menschheit bisher ernsthaft erwogen hat, sind nicht einmal Realitäten, bloße Einbildungen, strenger geredet, Lügen aus den schlechten Instinkten kranker, im tiefsten Sinne schädlicher Naturen heraus – alle die Begriffe »Gott«, »Seele«, »Tugend«, »Sünde«, »Jenseits«, »Wahrheit«, »ewiges Leben«... Aber man hat die Größe der menschlichen Natur, ihre »Göttlichkeit« in ihnen gesucht... Alle Fragen der Politik, der Gesellschafts-Ordnung, der Erziehung sind dadurch bis in Grund und Boden gefälscht, daß man die schädlichsten Menschen für große Menschen nahm – daß man die »kleinen« Dinge, will sagen die Grundangelegenheiten des Lebens selber, verachten lehrte... Vergleiche ich mich nun mit den Menschen, die man bisher als erste Menschen ehrte, so ist der Unterschied handgreiflich. And at the bridge I stood Gesetzt, daß ich dies ein wenig spät begriff, erlebt habe ich's eigentlich von Kindesbeinen an. Gedanken über die moralischen Vorurteile • München 1954, Band 2, S. 1063,1065. – Ich sage noch ein Wort für die ausgesuchtesten Ohren: was ich eigentlich von der Musik will. Eine starke Mahlzeit ist leichter zu verdauen als eine zu kleine. Die fröhliche Wissenschaft. Trotz seiner kraftvollen Sprache, seines polemischscharfen, aphoristischen Stils und seiner glänzenden kulturkritischen Analysen erfährt sein Werk erst in der zweiten Hälfte des 20. 4 Eine Frage die ihn besonders interessiert, ist die Folgende: „Wie hast gerade du dich zu ernähren, um zu deinem Maximum von Kraft, von Übermensch • –, war ich Wagnerianer. Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, wie glaubwürdig Nietzsches Darstellungen sind und wie sehr die Schrift bereits von seiner Geisteskrankheit beeinflusst ist. Zwei weitere, kurze Abschnitte mit den Titeln Kriegserklärung und Der Hammer redet ließ Nietzsche nach Auffassung der heutigen Forschung kurz vor dem offenen Ausbruch seines Wahnsinns aus dem Manuskript nehmen. Jahrhunderts alla tedesca genannt); die ausgekochten Fleische, die fett und mehlig gemachten Gemüse; die Entartung der Mehlspeise zum Briefbeschwerer! Die Krankheit brachte mich erst zur Vernunft. – Und das hieße ja lesen... Auf die Zeiten der Arbeit und Fruchtbarkeit folgt die Zeit der Erholung: heran mit euch, ihr angenehmen, ihr geistreichen, ihr gescheuten Bücher! Warum ich so klug bin. Jenseits von Gut und Böse • Es fehlt in meiner Erinnerung, daß ich mich je bemüht hätte – es ist kein Zug von Ringen in meinem Leben nachweisbar, ich bin der Gegensatz einer heroischen Natur. Ich will nicht im geringsten, daß etwas anders wird als es ist; ich selber will nicht anders werden... Aber so habe ich immer gelebt. Unzeitgemäße Betrachtungen • –. Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein... Eine zur schlechten Gewohnheit gewordne noch so kleine Ein geweide-Trägheit genügt vollständig, um aus einem Genie etwas Mittelmäßiges, etwas »Deutsches« zu machen; das deutsche Klima allein ist ausreichend, um starke und selbst heroisch angelegte Eingeweide zu entmutigen.